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Wiesbadener Wanderpaddler e.V.

 

Die Eigenart und die Vielseitigkeit unseres schönen Sportes bringt es mit sich, dass mancher Kamerad die Bindung an das Vereinsleben scheut und es vorzieht, als Individualist seine eigenen Wege zu gehen, Dies trifft insbesondere auf den Wanderfahrer zu, der im Umgang mit der Natur, in der Gestaltung seiner Freizeit und auf seinen Wanderfahrten seinen eigenen Ideen allein folgen möchte. Wenngleich dies auch im Klubleben möglich ist so legt doch die Zugehörigkeit zu einem Verein mancherlei Pflichten auf, und es hat daher von Anfang an nicht an Versuchen gefehlt, Einzelgänger zu bleiben. Diesen Bestrebungen kam der DKV entgegen mit der Möglichkeit, Einzelmitglied des DKV zu werden und damit wohl der umfassenden Organisation anzugehören und ihrer Vorteile teilhaftig zu werden, andererseits aber die Vereinszugehörigkeit zu vermeiden. So hatten sich auch in den Jahren bis 1930 eine ganze Anzahl von Wanderpaddlern aus dem Gebiet Mainz - Wiesbaden als Einzelmitglieder dem DKV angeschlossen, die später zusammen die Ortsgruppe der Einzelpaddler Wiesbaden - Mainz bildeten.


Damit war schon der erste Schritt getan, der aus dem Einzeldasein des Wanderpaddlers herausführte. Als dann im Jahre 1930 die Beiträge des DKV für Einzelmitglieder erheblich erhöht werden mussten, wurde ein weiterer Schritt zur Vereinsbildung vollzogen:

In der Nr. 3 der Zeitschrift „Kanusport" vom 18.1.1930 erschien folgende Notiz:


Vereinigte Wanderpaddler am Mittelrhein, Sitz Wiesbaden:


Die Ortsgruppe der Einzelpaddler Wiesbaden – Mainz ist aufgelöst. Aus den Reihen der Ortsgruppenmitglieder Wiesbaden - Mainz hat sich der oben bezeichnete Verein gebildet. Aufnahme des Vereins in den DKV bzw. Umschreibung der Einzelmitglieder ist beantragt.


Die Vorstandswahl ergab:

1. Vorsitzender K. Kessel jr., der frühere Obmann der Ortsgruppe.

Schriftführer: A. Krumm jr, Wiesbaden-Dotzheim

Kassierer: W. Heisswolf, Wiesbaden.

Beisitzer: Senta Morell und Fr. Gehm, Mainz.


So hat sich auch in diesem Fall wieder einmal erwiesen, dass für den sportbewußten Kanuten die Bildung bzw. der Anschluss an einen Verein die beste Möglichkeit ist, um seines Sportes froh zu werden.

Getreu ihrer Tradition legten die Kameraden, die sich in dieser neuen Gemeinschaft gefunden hatten, auch weiterhin keinen Wert auf allzu starke vereinsmäßige Bindungen.


Es war vorerst ein loses Band, das die Mitglieder zusammen­hielt. Nur in großen Abständen wurden Versammlungen oder gemütliche Zusammenkünfte arrangiert. Der Schwerpunkt des Interesses lag fast ausschließlich in Wiesbaden, wie schon die Wahl des Vorstandes zeigte.


Die Zusammensetzung der Mitglieder dürfte sich zu dieser Zeit etwa zu drei Fünftel auf Wiesbaden und zwei Fünftel auf Mainz und sonstige Auswärtige verteilt haben. Genaue Zahlen und Angaben stehen leider heute nicht mehr zur Verfügung, da die Akten aus dieser Zeit den Kriegsverhältnissen zum Opfer gefallen sind. Die Chronisten müssen sich daher auf ihr Gedächtnis verlassen.


In der Folgezeit nahm die Zahl der Wiesbadener Mitglieder ständig zu, während sich die Mainzer Kameraden mehr und mehr den dort ansässigen Vereinen anschlossen.


Mit der Zeit bildete sich aus zünftigen Wiesbadener Kameraden ein Stamm heran, der sich in den Sommermonaten fast zu jedem Wochenende zur gemeinsamen Wander- und Zeltlagerfahrt traf. Beliebtestes Ziel war Heidenfahrt bei unserem lieben Kamerad Spengler. Diese Zeltabende bei der Terrasse Hildegard sind den älteren unter den Wanderpaddlern ein unvergessliches Erlebnis und tragen in der Hauptsache dazu bei, dass aus der losen Gemeinschaft ein festgefügter Verein wurde.


Wie überall, so war auch hier das Thema „Bootshaus“ das beherrschende Element, das immer wieder in den Gesprächen auftauchte, und die Sehnsucht des Kanuten nach einem eigenen Heim wollte nicht ruhen. Leider war auch hier wie überall die finanzielle Frage neben der Platzfrage der Hauptgrund, an dem alle Pläne scheiterten. Am Schiersteiner Hafen, der Heimat der Wander­paddler, war kein Platz frei, und so mussten alle Projekte immer wieder hinaus­geschoben werden.


Eine Vereinsflagge wurde geschaffen und ein Zeltplatz auf der Rettbergsau dokumentierte, dass das Vereinsleben immer festere Formen an nahm. Zahlreiche Wanderfahrten, die sich immer guter Beteiligung erfreuten, bildeten von nun an den Mittelpunkt des Vereinslebens. Um auch der Jugend Gelegenheit zu geben, sich aktiv an unserem schönen Sport zu beteiligen, erwarb der Verein einen Zehnerkanadier dank spendenfroher Kameraden, die sich auch beim Bau des­selben rege beteiligten.


Weitere Sportboote kamen hinzu, und mit dem Anwachsen des Bootsbestandes wurde der Ruf nach einem eigenen Bootshaus immer dringender. Als sich dann die Gelegenheit bot, in der Bootswerft Staeves in Wiesbaden-Schierstein eine Bootshalle mit Spinden und Umkleideräumen zu pachten, griff der Vorstand sofort zu.


Es konnten 80 Boote untergebracht werden, ferner waren etwa 20 Notplätze vorhanden und später kam dann noch die frühere Werkstatt der Boots­werft hinzu.


Inzwischen hatte der Verein in Herrn Dipl.-lng. Karl Engelmann einen neuen Vorsitzenden erhalten, dem der langjährige frühere Vorsitzende, Herr K. Kessel, als Stellvertreter zur Seite stand.


Unter der tatkräftigen Führung des neuen Vorstandes nahm der Verein einen ungeahnten Aufschwung, die Mitgliederzahl stieg von 70 auf 140, und eine Rennsport-Abteilung entstand. Wanderfahrten wurden in laufender Folge unternommen und erfreuten sich dank guter Organisation steigender Beliebtheit. Die von Herrn Engelmann entworfenen Satzungen des nunmehr als


Wiesbadener Wanderpaddler e. V.


eingetragenen Vereins kann man als Musterarbeit bezeichnen. Hand in Hand mit dem allgemeinen Aufschwung nahm auch das gesellige Leben des Vereins intensive Formen an.


Nach dem Abpaddeln sorgten Gymnastikkurse, Rad- und Fußwanderungen für den notwendigen Ergänzungssport.


Die um die Fastnachtszeit veranstalteten Kappensitzungen unter dem Zepter unseres Kameraden Tönessen sind den älteren Kameraden noch in guter Erinnerung. Unserem Kameraden Christian Bücher verdanken wir ein Vereinsliederbuch, das er wie folgt überschrieb:


Lieder, die wir singen,

morgen immer klingen;

auch in fernen Tagen

sollen die uns sagen,

was an Fahrten und am Feuer

wir erlebten und ersehnten.


Durch all die Jahre hindurch jedoch sind die Wanderpaddler ihrer alten Tradition treu geblieben, Wanderfahrten wurden für sie groß geschrieben und Rennsport nur als Nebenzweig betrachtet. Es hat sie wenig gestört, dass andere Vereine, insbesondere die Rennfahrer, sie deshalb etwas von oben ansahen, denn dafür zählten die Fahrten auf den Flüssen der Heimat und auch des Auslandes zu den schönsten, die wir erlebt haben!


Wie im Leben, so gibt es auch im Vereinsleben trübe Tage, aber gerade hier bewies sich die Zusammengehörigkeit, und alle Schwierigkeiten wurden gemeistert. Die Kameraden des früheren Vereins Wiesbadener Wanderpaddler sind auch heute noch sehr aktiv und wirken als Vorbild für unseren jungen Nachwuchs. Auch mit den alten Kameraden, die beruflich nach auswärts verzogen sind, besteht noch immer der alte Kontakt, so - um nur einzelne herauszugreifen - mit dem Ehrenmitglied Herrn Dipl.-lng. Karl Engelmann, z. Z, Ruhpolding, und dem letzten Vorsitzenden der Wanderpaddler, Herrn Redakteur Hermann Schlosser, Offenburg, der nachstehend zu Wort kommen soll:


Wenn heute die Chronik der Kanuvereine Wiesbadens geschrieben wird, so muss man von den drei Ursprungsvereinen ausgehen, die bis ins Jahr 1942 ein Eigenleben führten. Die Ungunst der Verhältnisse seit dem Jahr 1939 riss immer mehr Lücken in die Reihen der Kameraden durch Einberufung und alles, was mit dem Kriege zusammenhing.


Besonders die Jugend fehlte, bzw. wurde anderweitig beschäftigt, so dass man bereits in den Jahren 1940/41 von einem geordneten Sportbetrieb nicht mehr sprechen konnte. Dies traf auch besonders für den KCBW zu, der sein Klubhaus verlor und zahlenmäßig am stärksten litt. Nach erfolgreichen Verhandlungen innerhalb der beiden Vereine wurde kurz nach Einberufung des unterzeichneten Chronisten die Vereinigung unter dem neuen Namen vollzogen.


Was damals aus der Not der Zeit heraus geboren wurde, wirkt sich heute als segensreicher Entschluss aus. Damals waren nicht alle von dem Zusammenschluss begeistert, denn das Eigenleben war in allen beteiligten Vereinen ausgeprägt, wenn auch schon gute Kameradschaft bestand.


Wenn ich heute aus der Ferne den Vereinsbetrieb verfolge, so freuen mich das gesunde Leben und die sportlichen Erfolge ebenso wie die organisatorischen Leistungen meiner alten Kameraden, die ich aus meiner jahrelangen Arbeit innerhalb des Vorstandes der Wiesbadener Wanderpaddler wohl zu schätzen weiß. Deshalb sei auch hier mein Dank eingestreut und auch der meiner alten Vereinskameraden der Wanderpaddler, in deren Namen zu sprechen ich wohl berufen sein dürfte.


Das Jubiläum wird Gelegenheit geben, viele der alten Kameraden wiederzusehen. Manche sind heute noch aktiv tätig oder haben ihre Erfahrungen der Jugend zur Verfügung gestellt. Alle anderen aber betrachten heute noch ihre Erlebnisse und ihre gemeinsam verlebten Stunden als die glücklichsten ihres Lebens.

 




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